Saisonbericht Löwenzahn 2022
Mitten im Winter bei eisig kaltem Wasser haben mich meine Menschen am 22 April zu Wasser geschoben. Immerhin war es diesmal etwas später als sonst, trotzdem musste ich mal wieder einige Wochen frieren. Toll war es meine ganzen Freunde im Spielplatz – die Menschen nennen es Hafen – wieder zu treffen. Wir hatten alle einiges zu erzählen und so vergingen die ersten Wochen wie im Fluge. Ich brauchte dieses Mal nicht über große Reparaturen zu erzählen und fühlte mich ganz wie die anderen Schiffe. Ihr habt ja alle gemerkt, dass meine Menschen den ganzen Winter an diesem komischen Naos zugange waren und mich fast in Ruhe gelassen haben. Merkwürdig war, dass meine Menschen mich die ersten Wochenenden abgeholt haben, um dann mit mir zurück ins Winterlager zu fahren. Jedes Mal dachte ich es geht zurück in die Halle…aber dann haben sie mich nur am Steg angebunden uns sind weggelaufen. Immerhin konnte ich sie meistens über Nacht beherbergen und mit Ihnen Sterne anschauen. Wenn bloß das nächtliche Geschaukel an diesem Schlengel im Winterlager nicht wäre. Ich habe die Kumpels, die die Wellen machen, richtig angeplatscht und gesagt sie sollen aufhören, aber nichts passierte. Ich glaube die sprechen eine andere Sprache.
Das Tollste an diesem Jahr, dass die Menschen mir immer wieder kleine und ein riesiges Geschenk mitgebracht haben. Ich glaube sie hatten ein schlechtes Gewissen, dass es keine Reparaturen gab, dabei war es für mich eine tolle Zeit. Ich habe eine neue Genua bekommen. Der eine Mensch war zwar erst nicht so zufrieden damit. Aber als er endlich raushatte, wie mein neues Segel funktioniert hat es richtig Spaß gemacht und wir sind kreuz und quer über die Elbe gerauscht. Danke liebe Menschen.
Als es langsam warm wurde, durfte ich auch mal wieder ankern.
Als es richtig warm war, sind plötzlich zwei von den jungen Menschen an Bord gekommen und los gings die Elbe runter. Es ging in tolle Wellen und ich konnte patschen und mein Motor durfte laufen.
In Brunsbüttel ging es in den langen Kanal, in dem war ich schon mal. Da lässt es sich immer wieder kurz mit den Großen quatschen, wenn sie mich überholen oder am Hafen vorbeifahren.
Auf der großen und weiten Ostsee sind die Jungen Menschen mit mir nach Norden gefahren. Ich war mir erst nicht ganz sicher, denn das Wasser fühlte sich immer mehr nach meiner alten Heimat an und dann sind wir doch tatsächlich in die Dyvig gefahren. Meine alte Heimat. In der Dyvig ist es so schön ruhig und ich konnte Brian – der Mensch der mich früher geputzt und gemalt hat – erahnen.
Meine Schwester ist sogar da gewesen und wir konnten über die gute alte Zeit quatschen und gemeinsam patschen. Sogar unser alter Freund der Delfin kam kurz vorbei, um mir seinen Nachwuchs vorzustellen.
Leider sind die Menschen – wie immer – sehr schnell wieder losgefahren. Wir Schiffe sind lieber ein paar Tage zusammen im Hafen und wollen nicht immer gleich wieder los. Wir müssen doch erst alle unsere Erlebnisse austauschen. Auch alle anderen Häfen waren mir natürlich bekannt. Egal, ob es Sonderborg, Genner oder Aabenraa war. Die kenne ich seit meiner Kindheit, als ich jung und modern war.
Leider ging es viel zu schnell wieder Richtung Süden und durch den Kanal auf die Elbe. Aber immerhin war ich wieder zu Hause und hatte einen kleinen Heimatbesuch.
Danach kamen die älteren Menschen noch einmal und dann lag ich bei bestem Wetter wochenlang im Hafen und keiner kam und wollte etwas mit mir unternehmen. Ich habe wunderbar in der Sonne gelegen, mich von allen Seiten gegilbt und die Ruhe genossen. Was war das für eine großartige Zeit.
Als es schon langsam wieder kalt und nebelig wurde, kamen meine beiden älteren Menschen plötzlich mit ganz vielen Taschen und Kisten an Bord. Ich dachte erst, jetzt darf ich wieder in die Halle, aber nein sie fuhren bei wunderbarem Wetter mit mir nach Wewelsfleth und nach gaanz langer Zeit mal wieder nach Wischhafen. Leider war Cordula Grün schon aus dem Wasser und wir konnten nicht zusammen Schlickstampfen. Das hat immer riesigen Spaß gemacht.
Nach ein paar Tagen waren wir dann wieder zu Hause und ich habe mich schon drauf gefreut meinen Freunden Circle und Zwei Gebrüdern die neusten Geschichten von den Tonnen zu erzählen, aber meine Menschen haben sofort den Mast gelegt und sind mit mir weiter zum Winterlager. Oh… Ich sag Euch…. da lag wieder dieser nervige Naos und quatschte mich die ganze Nacht voll, was er alles erlebt hat und wie viel die drei Menschen mit ihm unterwegs waren. Zum Glück konnte ich nächsten Tag an Land und habe einen wunderbaren ruhigen Platz am Hallenrand bekommen. Die beiden neben mir habe den Sommer in der Halle verbracht und quatschen mir nicht die Ohren voll. Auf in einen ruhigen Winter.
Ich möchte Euch aber auf jeden Fall noch meine Erlebnisse mit den Tonnen zeigen. Einer meiner Menschen hat die Erlebnisse sogar gemalt. Ich hatte vor einigen Jahren schon mal von den Tonnen berichtet, als diese sich zu einer Gewerkschaft zusammengefunden haben und sich alle im Mühlenberger Loch treffen wollten. Könnt ihr euch erinnern? Schaut selbst.
Dieses Jahr musste ich zum Glück nicht mit Eisschollen baden und brauchte erst am 22. April zu Wasser und bin am 14 Oktober endlich wieder in die Halle gekommen. In diesem Jahr konnte ich 212 NM segeln und 325 NM mit meinem Motor fahren war somit 537 NM auf den Wilden Meeren unterwegs.