In diesem Sommer segeln wir in die westschwedischen Schären – so zumindest unser grober Plan für unseren 4-wöchigen Sommertörn. Los geht es Anfang August. Wir werfen am Samstag, den 05.08. die Leinen in unserem Heimathafen Schlutup los. Der letzten Wochen hat der Sommer etwas Pause gemacht, es hat viel geregnet. Auch die Wettervorhersage zu unserem Urlaubsstart verspricht recht kuschelige Luft. Ab Montag, den 07.08.2023 soll das Sturmtief “Zacharias” über der Ostsee toben und verspricht Wind mit über 50 Knoten. Mit einem Nachlassen ist erst ab Wochenmitte zu rechnen.

Samsø erstes Zwischenziel RIchtung Norden

Wir wollen gern die beiden sturmfreien Tage nutzen, um schon etwas Strecke in Richtung Nord zu machen. Navigatorisch müssen wir aber sicherstellen, dass wir spätestens Montag Nachmittag in einem sicheren Hafen ankommen, in dem wir die nächsten Tage sicher abwettern können. Potentielles Ziel ist Møns Klint, um dann nach dem Sturmtief durch den Øresund weiter Richtung Göteborg zu segeln. Unser Törn startet mit wenig bis null Wind. Nachdem wir unter Motor die Trave verlassen haben, setzen wir Segel und dümpeln mit etwa 1,5 Knoten unserem fernen Ziel entgegen.

Der Spi wird ausgepackt, was ganz schön anzusehen ist, aber an der Geschwindigkeit nicht viel ändert. Wir warten etwas ab und entscheiden uns dann zunächst ein paar Meilen zu motoren. Der Plan geht auf, wir erhaschen eine stetige angenehme Brise und können wieder Segel setzen. Naos patscht fröhlich mit ca. 3,5 bis 4 Knoten vor sich hin. Da die Bedingungen recht stabil und sehr angenehm sind, ausreichend Wind und keine Welle, entscheiden wir die Nacht zu nutzen und bis zum angekündigten Sturmtief ordentlich Strecke zu machen. Wir disponieren auch das Ziel um und entscheiden uns die Insel Samsø anzulaufen. Von Samsø aus erhoffen wir uns ruhigere bzw. frühere Weitersegelmöglichkeiten Richtung Göteborg als von Møn aus. Wir sind dann immerhin schon unter der luvseitigen Küste und ein paar Meilen “Zacharias” entgegen gesegelt.

Erste Nachtfahrt

Gegen Abend bereiten wir alles für die Nacht vor. Alles was nicht an Deck liegen muss, wird weggestaut. Wir kochen Gulasch mit Nudeln. Essen. Gönnen uns sogar frisch zubereiteten Vanillepudding als süße Motivation für die vor uns liegende Nacht. Legen eine zusätzliche Schicht Klamotte an und beginnen mit einem Wachwechselsystem. Matthias versucht am frühen Abend etwas zu schlafen und Jana steuert mit Naos in die Nacht.

Für mich (Jana) war es nicht nur meine erste Nachtfahrt, sondern auch das erst Mal quasi allein unter Segeln. Zwar war die Sicherheit und Gewissheit da, dass ich Matthias jederzeit wecken kann und trotzdem war das ganz schön aufregend. Der Autopilot hat tapfer den Kurs gehalten. Es war nicht viel Verkehr, so dass ich nur sicherstellen musste, dass ich nichts umfahre und dass die Segel bestmöglich eingestellt sind. Dank der vielen Helferlein – elektronische Seekarte und Internet-AIS, ging das ganz gut. Im Dunklen die Lichter zu interpretieren, muss ich auf jeden Fall noch etwas üben. Ich hatte sogar das Glück ein Feuerwerk am Horizont zu sehen, ein besonderes Erlebnis in meiner ersten Mini-Nachtwache.

Der Wind drehte etwas und nahm leicht zu, so dass Naos und ich ordentlich Fahrt machen. Als wir mehrfach die 7 Knoten überschritten, wurde mir etwas mulmig und ich habe mal geschaut, ob Matthias bei dem Lärm im Schiff überhaupt schläft. In dem Moment kam er mir schon entgegen und stellte fest, dass wir ganz schön flott unterwegs sind und ich einen “heißen” Reifen fahre…Also Zeit für Wachwechsel.

So wechseln wir uns im Laufe der Nacht, bis in den nächsten Vormittag bzw. Mittag immer wieder ab, so dass jeder von uns die Chance hat in kleinen Etappen zu schlafen. Jana nimmt noch etwas Seekrankheit mit und so sind wir froh, als der Hafen Ballen auf Samsø, nur noch wenige Meilen entfernt liegt. Am Nachmittag, nach 1 Tag und 5 Stunden Fahrt, machen wir nach 128 Meilen in Ballen fest.

Sturmtage auf Samsø

Der Hafenort Ballen auf Samsø bietet alles was man als Segler so braucht, auch ein paar Tage lässt es sich eingeweht hier gut aushalten. Die sanitären Einrichtungen sind sauber, das Wasser heiß.

Im Ort gibt es einen gut sortierten Einkaufsladen, der morgens auch frische Brötchen zu bieten hat. Es gibt mehrere Restaurants. Uns hat es einen Abend in das Café Bojen gezogen. Bei herrlichem Ausblick auf die aufgewühlte Ostsee, genießen wir sehr leckere Fish&Chips.

Der Inselbus fährt im Sommer und nimmt dich kostenfrei mit. Da wir unsere kleinen Bordfahrräder dabei haben, verzichten wir trotz Sturm auf den Bus und erradeln uns den Vesborg Fyr.

Im Hafen gibt es auch die Möglichkeit sich ein E-Bike oder ein E-Auto zu leihen und sich die Inselerkundung etwas zu erleichtern. Insgesamt beeindruckt der Hafen durch ausgeprägte Digitalisierung. Der Hafenbetrieb ist nahezu komplett digital organisiert. Es ist möglich einen Liegeplatz im voraus zu buchen. Entsprechend der Buchung wird das Schild am Liegeplatz automatisch auf rot oder grün geschaltet. Das Hafengeld wird am Automaten entrichtet. Der Code für die sanitären Anlagen ist nach Ablauf der Liegezeit ungültig und auch der Strom geht nach Ablauf der Zeit aus.

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